Auf Seiten europäischer Kolonialmächte bildet sich in Schriften, Erzählungen, programmatischen Texten und Berichten der Zwischenkriegszeit ein zeitgenössisch anmutender – wenn auch vorwiegend verbaler – Konsens darüber heraus, dass Schulbildung für Mädchen und Frauen ein Schlüssel zur „Entwicklung“ Afrikas sei. „Wer bezahlt uns für unsere Arbeit in der Schule?“ fragten afrikanische Schülerinnen ihre französische Lehrerin an einer Mädchenschule im kolonialen Westafrika der 1930er Jahre. Diese Frage jener Schülerinnen in Djenné rührt an die konflikthaften Interessen, die den vordergründig „feministischen“ Diskurs über Frauenbildung bestimmten. Ihr nachzugehen und sie in ihrem Kontext zu verstehen, führt mitten in das komplexe Verhältnis von Gender, Entwicklung und Kolonialismus, von Kolonisierenden und Kolonisierten, diskursiver und nicht-diskursiver Praxis am Übergang von „Kolonisierung“ zu „Entwicklung“, die das Verhältnis Afrika – Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichnete.
Martina Kopf ist Lehrbeauftragte am Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien.
28.05.2013, 16:00-18:00 Uhr, Hörsaal A, Campus der Universität Wien, Hof 2.2, Spitalgasse 2, 1090 Wien.
Vortrag im Rahmen der internationalen Ringvorlesung Feministisch „entwickeln“?! Kritische Perspektiven ׀ Politische Interventionen ׀ Globale Herausforderungen