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Entwicklungsarbeiter_innen in Auto/Biografien und fiktionalen Texten

Ein paar Lesetipps zu einer ganz eigenen Textsorte, für alle, die Biografien, Memoiren und Ich-Erzählungen spannend oder jedenfalls aufschlussreich finden …

 

J. (2013): Missionary, Mercenary, Mystic, Misfit.O.O.: Evil Genius Distribution (auch e-book)

Mary-Anne hat fluchtartig ihr konservatives US-amerikanisches Provinzleben verlassen. Nach ihrem ersten Einsatz als Katastrophenhelferin in Haiti betreut sie jetzt Flüchtlingslager in Äthiopien. „Will the heart-wrenching plight of an endless supply of refugees stretch her to the breaking point? Or will she rise beyond what feel like insurmountable challenges? And what will become of Jean-Philippe? Will the prolonged separation cause their hearts to grow fonder? Or will Mary-Anne find solace in the arms of the mysterious, brooding Jonathon Langstrom?” (Klappentext). Der Autor, J., ist selbst im Aid-Business tätig, bloggt und schreibt teilweise durchaus kritische, reflexive und witzige Stories.

Postlewait, Heidi/ Cain, Kenneth/ Thomsen, Andrew (2004): Emergency Sex and Other Desparate Measures. A True Story from Hell on Earth. New York: Miramax [2006 unter dem Titel „Emergency Sex (And Other Desparate Measures). True Stories from a War Zone“, London: Ebury Press]

Drei junge US-Amerikaner_innen, jeweils seit kurzem Mitarbeiter_innen der UN-Friedensmission, lernen einander 1990 in Kambodscha kennen. In autobiografischen Notizen, in Briefen und Tagebucheinträgen erzählen sie von ihrem Alltag, von ihren Desillusionierungen und von krassen Fehlschlägen der UNO-Einsätze in Kambodscha, in Ruanda, im Kongo, in Serbien … Das Buch gelangte auch deshalb zu einiger Berühmtheit, da kolportiert wurde, Kofi Annan habe die skandalträchtige Veröffentlichung verbieten lassen wollen.

Erler, Brigitte (1985): Tödliche Hilfe. Bericht von meiner letzten Dienstreise in Sachen Entwicklungshilfe. Freiburg im Breisgau: Dreisam Verlag

Die (ehemalige) SPD-Bundestagsabgeordnete und Referentin des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit beschreibt – aus „Innensicht“ und ganz im Modus der Entwicklungskritik der 1980er Jahre – den zynischen Umgang entwicklungspolitischer Akteur_innen mit den Dilemmata und dem teils ja im System angelegten Scheitern von „Hilfs“-Projekten. Ihr Bericht ist gleichsam eine Begründung und Rechtfertigung dafür, dass sie nach ihrer letzten Dienstreise nach Bangladesh (1983) umgehend ihren Ministeriumsjob kündigte.

Ries, Ulrike (Hg.) (1971): Entwicklungshelfer. Deutsche in der Dritten Welt. Hannover: Fackelträger Verlag

Diese Textsammlung ist eine der frühesten ihrer Art: ein Sammelband, in dem Entwicklungsarbeiter _innen über ihre Arbeitserfahrungen berichten. Hier schreiben Vertreter_innen der allerersten (deutschen) Entwicklungs-„Helfer_innen“-Generation über den und im Zeitraum 1966 bis 1970. Die linken und antiautoritären Bewegungen der 1960er Jahre spielen in den Texten eine auffallend starke Rolle. „Ich wollte (…) die Scheißspießer und die Scheißleere und den ganzen Scheißverein in Deutschland los sein“, notiert der Journalist Winfried Kurrath freimütig. „Neokolonialistisches Verhalten treibt hier seine schönsten Blüten“, moniert Martha Mamozai, die später mit ihrer kolonialhistorischen Studie Schwarze Frau, Weiße Herrin bekannt wurde.

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