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Diasporizing Marseilles – the dispositive of the ‘Comorian diaspora’ in Marseilles

Dissertationsprojekt (Katharina Fritsch)

Im Kontext kolonialer und postkolonialer Machtverhältnisse ist Marseille seit den 1940ern zum zentralen Raum für Migrationsbewegungen von den Komoren nach Frankreich geworden. Wissenschaftlichen und medialen Fremdzuschreibungen sowie Selbstzuschreibungen Franko-Komorischer Vereine zufolge existiert heutzutage eine ‚komorische Diaspora’, welche 80.000 – 120.000 Menschen umfasse. In meinem Dissertationsprojekt geht es um eine Dekonstruktion und Rekonstruktion einer sogenannten ‚komorischen Diaspora’ in Marseille. Unter Bezugnahme auf Foucault (1978) verstehe ich ‚Diaspora’ methodologisch als ‚Macht-Wissen-Formation’, welche durch Diskurse und Praktiken konstituiert und verhandelt wird. Diaspora als Dispositiv zu verstehen, bedeutet demnach auch, wissenschaftliche Diskurse zum Forschungskontext sowie meine eigene weiße Forschungspraxis als integrale Bestandteile einer Hervorbringung einer ‚komorischen Diaspora’ in Marseille zu begreifen, welche dementsprechend kritisch analysiert gehören. Foucault zufolge antworten Dispositive auf so genannte ‚Notlagen’ (‚états d’urgence’). Demzufolge soll das Dispositiv einer ‚komorischen Diaspora’ in Marseille hinsichtlich postkolonialer Ungleichheitsverhältnisse in Marseille sowie postkolonialer Machtverhältnisse zwischen den Komoren und Frankreich analysiert werden. Es geht demnach um die Frage, welche Ungleichheitsverhältnisse und Diskurse eine ‚komorische Diaspora’ in Marseille hervorbringen lassen und wie diese ethnisierte Communities entlang intersektioneller Bio- und Körperpolitiken (re)produzieren. Im Kontext postkolonialer und neokolonialer Machtverhältnissen zwischen Frankreich und den Komoren stellt sich auch die Frage nach der Rolle einer ‚Diaspora’ in Marseille hinsichtlich der Komoren; und wie eine solche wiederum mit spezifischen Bio- und Körperpolitiken einhergeht. Darüber hinaus, und postkolonialen Diasporakonzepten folgend (Gilroy 1993, Glissant 1981, Hall 1993), wird Diaspora auch als postkoloniales Archiv von Diskursen und Praktiken verstanden, welches in einem Spannungsfeld zu einer weißen ‚Moderne’ steht. Marseille kann in dieser Hinsicht als ‚diasporisiert’ verstanden werden, indem nach Praktiken, Diskursen, Räumen und verkörperten Erfahrungen postkolonialer Umdeutung und Aneignung gefragt wird.  

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